Wissenschaftliches Profil
Germanistische Linguistik
Kontrastive Linguistik, Übersetzungswissenschaft und Sprachkontaktforschung
Die deutsch-tschechische kontrastive Linguistik ist ein traditioneller Schwerpunkt der Olmützer Germanistik. Untersucht werden sowohl Probleme der kontrastiven Grammatik als auch lexikalische und phraseologische Phänomene. Ein weiterer Schwerpunkt sind kontrastive Studien zur deutschen und tschechischen Wissenschaftssprache, ferner Untersuchungen zum deutsch-tschechischen Sprachkontakt. Sowohl in der Forschung als auch in der Lehre wird hierbei eine Verzahnung mit translatologischen Aspekten angestrebt.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Glück, Helmut, Holger Klatte, Vladimír Spáčil & Libuše Spáčilová (2002) Deutsche Sprachbücher in Böhmen und Mähren vom 15. Jahrhundert bis 1918. Berlin/New York: de Gruyter.
Kaňovská, Michaela (2010) Übersetzung als (Beleg-)Quelle von zielsprachlichen Äquivalenten ausgangssprachlicher Phraseme. Olomouc: Univerzita Palackého.
Krappmann, Marie (2014) Die sprachlichen Realisierungen der ‘Verstärker’ in den Argumentationsprozessen. Kontrastive Analyse der modificateurs surréalisants im Deutschen und im Tschechischen. In: Linguistik online 68/6, S. 57-82.
Krappmann, Marie (2017) Der Kampf mit der ‘Anderen Seite’. Grenzen der kulturellen Transposition in der Übersetzung eines jiddischen Textes aus dem 18. Jh. ins Tschechische. In: Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik, 31/2, S. 83-95.
Krappmann, Marie (2017) Die Übersetzung der Erzählungen von E. T. A. Hoffmann ins Tschechische als stilistisches Balancieren zwischen authentisch und akzeptabel. In: ACC Journal XXIII/3, S. 24-38.
Masár Machová, Dagmar, Petra Charvátová, Petra Bačuvčíková (2017) Synthetic and Analytic Present and Past Verb Forms in English, German and Czech. In: Nikola Dobrić (Hg.) Colloquium: New Philologies. 2/2, S. 1-14.
Morcinek, Bettina, Veronika Opletalová, Helmut Glück & Karsten Rinas (2016) Deutschlernen ‘von unten’: Böhmakeln und Kuchldeutsch. Wiesbaden: Harrassowitz.
Rinas, Karsten (2003) Vorsicht - Fehler! Odstraňujeme nejčastější ‘české’ chyby [Vorsicht - Fehler! Wir beseitigen die häufigsten ‘tschechischen’ Deutschfehler]. Plzeň: Fraus.
Rinas, Karsten (2006) Die Abtönungspartikeln ‘doch’ und ‘ja’. Semantik, Idiomatisierung, Kombinationen, tschechische Äquivalente. Frankfurt/M. etc.: Peter Lang.
Rinas, Karsten (2013) Einführung in die Sprachwissenschaft. Olomouc: Univerzita Palackého.
Rinas, Karsten, Birgit Gunsenheimer & Veronika Opletalová (2011) Übungsbuch zur deutschen Wissenschaftssprache. Olomouc: Univerzita Palackého.
Spáčilová, Libuše (1999) Wechselseitige Einflüsse des tschechischen und des deutschen Wort-schatzes in der Stadtkanzlei Olmütz im 15.-17. Jahrhundert. In: Acta Universitatis Carolinae - Philologica 2. Germanistica Pragensia XV, S. 59-67.
Spáčilová, Libuše (2002) Výuka němčiny v českých zemích v 16. a 17. století (I) + (II) [Der Deutschunterricht in den böhmischen Ländern im 16. und 17. Jahrhundert]. In: Cizí jazyky roč. 46, 2003/2003, č. 1, S. 7-9, č. 2, S. 38f.
Spáčilová, Libuše (2004) Rechtsterminologie lateinischer Herkunft in frühneuhochdeutschen Texten der Olmützer Stadtkanzlei. In: Germanoslavica 2/2004, S. 199-212.
Rhetorik, Stilistik, Textlinguistik, Argumentationstheorie, Gesprächsanalyse
An unserem Institut werden Studien zu Themenbereichen geführt, die unmittelbar oder historisch vermittelt mit der Rhetorik verbunden sind und somit komplexe, ebenenübergreifende Betrachtungen forcieren:
• Es wird der historische Einfluss der Rhetorik auf die ältere Sprachbetrachtung untersucht (→ Geschichte der Sprachwissenschaft);
• es werden (teils kontrastive) Untersuchungen zu Textsortenstilen innerhalb einzelner Kommunikationsbereiche – sowie zu Gesprächen – durchgeführt;
• es werden alltägliche Argumentationen (teils aus kontrastiver Sicht) analysiert, und zwar insbesondere im Hinblick auf deren sprachliche Realisierungen;
• aus einer weiteren semiotischen Sicht werden verschiedene Arten von multimodalen Texten untersucht, etwa Sprache-Bild-Verbindungen (Cartoons, Comics) oder die Funktionen von Lachen und Gesten in mündlichen Äußerungen.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Bačuvčík, Radim & Petra Bačuvčíková (2016) Smích v televizní reklamě [Lachen in der Fernsehwerbung]. Zlín: Verbum.
Bačuvčíková, Petra (2008) Der Sprecherwechsel als Zeichen von Kompetitivität und Kooperativität. In: Deutsche Sprache im Wandel der Jahrhunderte. Olomouc: Vydavatelství Univerzity Palackého v Olomouci, S. 39-50.
Bačuvčíková, Petra (2016) Functional Aspects of a Communicative Practice in Seminatural Discourses. 3rd International Multidisciplinary Scientific Conference on Social Science & Arts SGEM 2016: Conference Proceedings. Book 1, vol. III. Albena, S. 347–354.
Kaňovská, Michaela (2009) Phraseme in den Schlagzeilen der österreichischen Online-Nachrichtenmedien. In: Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis, Studia Germanistica 5, S. 31-49.
Kaňovská, Michaela (2012) Funktionen satzwertiger Phraseme im belletristischen Text. In: Kotůlková, V. & G. Rykalová (Hgg.) Perspektiven der Textanalyse. Tübingen: Stauffenburg, S. 69-85.
Kaňovská, Michaela (2013) Verwendung von Phrasemen in der argumentativen Struktur des Leitartikels. In: Ference, A.E. & L. Spáčilová (Hgg.) Deutsch als Sprache der (Geistes)Wissenschaften. Linguistik. Brno: Tribun EU, S. 31-48.
Krappmann, Marie (2014) Die sprachlichen Realisierungen der ‘Verstärker’ in den Argumentationsprozessen. Kontrastive Analyse der modificateurs surréalisants im Deutschen und im Tschechischen. In: Linguistik online 68/6, S. 57-82.
Krappmann, Marie (2014) Die Rezeption der Theorie des radikalen Argumentativismus in der deutschsprachigen Argumentationsforschung. In: Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis 14, S. 17-34.
Krappmann, Marie (2014) Linguistic Strategies of Offensive and Defensive Argumentation. In: Emonds, Joseph & Markéta Janebová (Hgg.) Language Use and Linguistic Structure. Olomouc: Univerzita Palackého, S. 195-210.
Krappmann, Marie (2014) Ein argumentatives Duell über das Wirtschaftswachstum. Fallanalyse eines Argumentationsvorgangs im Online-Diskussionsforum. In: Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik 28/1-2, S. 15-36.
Opletalová, Veronika (2015) Komik und Intentionalität im Bild. Eine zeichentheoretische Untersuchung. Olomouc: Univerzita Palackého.
Opletalová, Veronika (2016) Bildakt, Bildkritik und Bildlinguistik. Der Pictorial Turn aus fachsprachentheoretischer Sicht. In: Brünner Beiträge für Germanistik und Nordistik, 30 (2), S. 19-35.
Opletalová, Veronika & Ulrike Lynn (2015) (Hgg.) Lachen als Zeichenprozess. Themenheft der Zeitschrift für Semiotik, 37 (1-2).
Rinas, Karsten (2011) Sprache, Stil und starke Sprüche. Bastian Sick und seine Kritiker. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Rinas, Karsten, Birgit Gunsenheimer & Veronika Opletalová (2011) Übungsbuch zur deutschen Wissenschaftssprache. Olomouc: Univerzita Palackého.
Geschichte der Sprachtheorie
Zu einer umfassenden germanistischen Ausbildung gehört auch eine kritische Auseinandersetzung mit historischen und zeitgenössischen Forschungskonzeptionen. Daher widmen wir uns der Erforschung und der Vermittlung der Fachgeschichte, wobei folgende Bereiche besondere Aufmerksamkeit erfahren: die Geschichte der deutsch-tschechischen kontrastiven Linguistik; die Geschichte der Sprachkritik; die Geschichte der Syntax und Interpunktionslehre; die Geschichte der Semiotik.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Glück, Helmut, Holger Klatte, Vladimír Spáčil & Libuše Spáčilová (2002) Deutsche Sprachbücher in Böhmen und Mähren vom 15. Jahrhundert bis 1918. Berlin/New York: de Gruyter.
Krappmann, Marie (2014) Die Rezeption der Theorie des radikalen Argumentativismus in der deutschsprachigen Argumentationsforschung. In: Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis 14, S. 17-34.
Opletalová, Veronika (2018) Roland Posner a německá sémiotika po roce 1975 [Roland Posner und die deutsche Semiotik nach 1975]. In: Posner, Roland (2018) Sémiotické studie [Semiotische Studien]. Übers. v. V. Opletalová, L. Motyčka und L. Petrová. Olomouc: Univerzita Palackého, S. 201-223.
Rinas, Karsten (2011) Sprache, Stil und starke Sprüche. Bastian Sick und seine Kritiker. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Rinas, Karsten (2017) Theorie der Punkte und Striche. Die Geschichte der deutschen Interpunktionslehre. Heidelberg: Winter.
Siefkes, Martin, Opletalová, Veronika & Emanuele Arielli (2015) Bezeichnenderweise Eco. In: Zeitschrift für Semiotik, 37 (1-2), s. 189-198.
Spáčilová, Libuše (2002) Výuka němčiny v českých zemích v 16. a 17. století (I) + (II) [Der Deutschunterricht in den böhmischen Ländern im 16. und 17. Jahrhundert]. In: Cizí jazyky roč. 46, 2003/2003, č. 1, S. 7-9, č. 2, S. 38f.
Das Jiddische als Nahsprache des Deutschen
Das Forschungsinteresse an der jiddischen Sprache verbindet sich mit den anderen Schwerpunkten der Olmützer Germanistik (und Judaistik). 1) Das Jiddische ist aus mehreren Gründen eine besonders geeignete Sprache für die Untersuchung verschiedener Fragestellungen im Bereich der Übersetzungswissenschaft; 2) Das Jiddische bildet auf der diachronen Ebene eine ergiebige Grundlage für den Vergleich mit der deutschen Sprache; 3) Es ist eine ideale Basis für
die Zusammenarbeit zwischen der Germanistik und dem Kurt-und-Ursula-Schubert-Zentrum für judaistische Studien, das 2005 in Olmütz gegründet wurde.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Krappmann, Marie (2010) Die Verschmelzung der deutschen und hebräisch-aramäischen Komponente im Westjiddischen. Olomouc: Univerzita Palackého.
Krappmann, Marie (2013) Úvod do jazyka jidiš a jeho historie [Einführung in das Jiddische und seine Geschichte]. Olomouc: Univerzita Palackého.
Krappmann, Marie (2015) Vývoj tzv. západních variet jidiš [Die Entwicklung der sog. westlichen Varietäten des Jiddischen]. In: Plav: měsíčník pro světovou literaturu XI/6-7, S. 5–8.
Krappmann, Marie (2017) The limits of domestication in the translation of modern literary texts from Yiddish to Czech. In: World Literature Studies 2, S. 86–98.
Visi, Tamás, Marie Krappmann & Alžběta Drexlerová (2013) Vybrané hebrejské a jidiš prameny k dějinám Židů na Moravě: středověk a raný novověk [Ausgewählte hebräische und jiddische Quellen zur Geschichte der Juden in Mähren: Mittelalter und Frühe Neuzeit]. Judaica Olomucensia V. Olomouc: Univerzita Palackého.
Literaturwissenschaft
Deutschsprachige Literatur der Böhmischen Länder
Ein besonderer Schwerpunkt der Literaturwissenschaft in Olomouc liegt auf der Erforschung der deutschsprachigen Literatur der Regionen Böhmen – Mähren – Prag. Ziel ist es die regionale Literaturwissenschaft aus ihren literatursoziologischen Verankerungen zu lösen und unter Einsatz aktueller Theorieangebote vernachlässigte Texte der deutschen Literatur wieder in literatur- und kulturwissenschaftliche Diskurse zu integrieren. Die 1999 gegründete Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur befindet sich dabei in einem Forschungsverbund mit der Kurt Krolop Arbeitsstelle in Prag sowie dem Adalbert Stifter Verein in München und weiteren internationalen Forschungseinrichtungen.
Innerhalb dieses Forschungsschwerpunktes erschienen bisher 33 Bände der wissenschaftlichen Reihe Deutschmährische Literatur sowie 8 Bände Poetica Moraviae. Außerhalb der Reihe erschienen zuletzt:
Peter Becher/Steffen Höhne/Jörg Krappmann/Manfred Weinberg (Hg.): Handbuch der deutschen Literatur Prags und der Böhmischen Länder. Stuttgart Metzler 2017.
Ingeborg Fiala-Fürst/Klaus Völker (Hg.): Max Brod. Das Buch der Liebe. Lyrische und dramatische Dichtungen. Göttingen Wallstein 2016.
Ingeborg Fiala-Fürst: Kulturtransfer am Beispiel der deutschböhmischen Romantik. In: Kulturtransfer am Beispiel (Post-) Kakanien. VUP 2015.
Theorie der Regionalliteratur- Literaturgeschichtsschreibung - Kanonisierungsdiskurse
Zahlreiche Forschungsarbeiten versuchen gegenüber den einfachen und oft wertenden Sortierungen Region-Provinz bzw. Zentrum-Peripherie, die meist auf identitätslogischen Zuschreibungen basieren, integrative Modelle zu entwickeln. Dadurch werden überkommene Epochenmodellierungen der Literaturgeschichtsschreibung, gattungstheoretische Grenzziehungen und Prozesse der Kanonisierung hinterfragt sowie die Möglichkeiten intra- und interkultureller bzw. postkolonialer Ansätze für die Beschreibung zentraleuropäischer Literatur(en) ausgelotet.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Jörg Krappmann/Manfred Weinberg: Region – Provinz. Die deutsche Literatur Prags, Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens jenseits von Liblice. Mit Anmerkungen zu Franz Kafka als Autor einer Regionalliteratur. In: Peter Becher/Jozo Džambo/Anna Knechtel (Hg.): Prag – Provinz. Wechselwirkungen und Gegensätze in der deutschsprachigen Regionalliteratur Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens. Arco Wuppertal/Wien 2014, S.17-52.
Jörg Krappmann: Allerhand Übergänge. Interkulturelle Analysen der regionalen Literatur in Böhmen und Mähren sowie der deutschen Literatur in Prag (1890-1918). Bielefeld transcript 2013.
Sabine Voda Eschgfäller/Milan Horňáček (Hg.): Regionalforschung zur Literatur der Moderne. Olomouc Universitätsverlag 2012.
Ingeborg Fiala-Fürst: Was ist „deutschmährische Literatur“? Versuch der Definition eines unselbstverständlichen Objektes. In: Christoph Fackelmann/Wynfrid Kriegleder (Hg.): Literatur – Geschichte – Österreich. Probleme, Perspektiven und Bausteine einer österreichischen Literaturgeschichte. Wien/Berlin LIT 2011, S. 278-294.
Sabine Eschgfäller: Kulturelle Selbst- und Fremdbilder bei mährisch-tirolischen Autoren im 19. Jahrhundert. Olomouc Universitätsverlag 2009.
Interdisziplinäre Moderneforschung
Die forcierten Modernisierungsdebatten ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verliefen in und zwischen allen Feldern geistiger und sozialer Tätigkeit und erfordern somit einen Zugang der die literaturwissenschaftliche Betrachtungsweise hinsichtlich einer interdisziplinär verfahrenden Kulturwissenschaft erweitert. Die Ergebnisse aus den regional orientierten Forschungsschwerpunkten werden hier in einen größeren Zusammenhang gestellt, wobei die Überzeugung leitend ist, dass gerade regionale Diskurse und Praktiken entlang der Dichotomie Tradition/Moderne die makrostrukturellen Transformationsprozesse überhaupt erst beschreibbar machen.
Im besonderen Fokus standen dabei bisher die Themengebiete Sprache und Religion. Die Konzentration auf religiöse Themen beruht auf der engen Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Judaistik, die aus dem Lehrstuhl für Germanistik hervorgegangen ist sowie auf Mitarbeit in internationalen Projekten der Theologischen Fakultät in Olomouc.
Die interdisziplinären Forschungsergebnisse bilden die Basis für den von der Volkswagenstiftung initiierten und geförderten Studiengang Deutsch als Sprache der Geisteswissenschaften, der seit 2009 in Olmütz akkreditiert ist.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Marie Krappmann: Ludwig August Frankls „Nach Jerusalem!“. Über die Logik der Widersprüche und das Zerbröckeln der Metaphern. In: Louise Hecht (Hg.): Ludwig August Frankl (1810-1894). Köln/Weimar/Wien Böhlau 2016, 241-255.
Jörg Krappmann: Religionskrisen in Böhmen am Vorabend des 1. Weltkriegs. Franz Machs „Religion der Zukunft“ im Vergleich mit Emil Mario Vacano, Otto von Leixner und May Steiner. Olomouc Universitätsverlag 2015.
Sabine Voda Eschgfäller, David Voda: Antroposofové na Moravě (a v Čechách) [Anthroposophen in Mähren (und in Böhmen). Olomouc Universitätsverlag 2015.
Milan Horňáček: Politik der Sprache in der „Konservativen Revolution“. Dresden Thelem 2014.
Milan Horňáček : Sprache. In: Ernst Jünger-Handbuch. Leben - Werk – Wirkung. Hrsg. Von Matthias Schöning, Stuttgart Metzler 2014, S. 348-351.
Walter Schmitz /Ingeborg Fiala-Fürst/Bettina Gruber (Hrsg.): Wissen durch Sprache? Historische und systematische Positionen. Dresden: Thelem 2013.
Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg hat für die Böhmischen Länder, die im interkulturellen Spannungsfeld zwischen einem preußisch dominierten Deutschland und der Habsburger Monarchie liegen eine eminente Bedeutung, nicht zuletzt, weil an seinem Ende die Gründung der Ersten tschechoslowakischen Republik stand. Die Forschungen am Lehrstuhl für Germanistik widmen sich dementsprechend einerseits den Konzepten und Modellen der krisenhaften Situationen der Vorkriegszeit in Literatur und Publizistik, anderseits der textuellen Darstellung und Verarbeitung der kulturellen und soziopolitischen Kriegsfolgen. Projektförderung (u.a. der Aufbau einer Datenbank) erhielten die in Zusammenarbeit mit dem Mitteleuropazentrum der TU Dresden durchgeführt Forschungsarbeiten durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM).
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Milan Horňáček/Sabine Voda Eschgfäller/Alžběta Peštová (Hg.): Der Erste Weltkrieg in der deutschsprachigen Literatur und Publizistik Böhmens und Mährens. Olomouc Universitätsverlag 2017.
Milan Horňáček/Mathias Schöning: Erster Weltkrieg. In: Becher/Höhne/Krappmann/Weinberg (Hg.): Handbuch der deutschen Literatur Prags und der Böhmischen Länder. Stuttgart Metzler 2017, 339-349.
Germanistische Mediävistik
Die Mediävistik ist eine philologisch-historische Disziplin, die sich mit dem Studium des Mittelalters in all seinen Aspekten befasst, u.a. aus soziologischer, politischer, ideengeschichtlicher, kultur- und kunsthistorischer Sicht. Sie stützt sich hierbei vornehmlich auf Methoden aus dem Umfeld der Humanwissenschaften, also etwa auf Methoden der Geschichtswissenschaft, des Archivwesens, der Literaturwissenschaft usw.
Die germanistische historische Linguistik beschäftigt sich mit der Entwicklung der deutschen Sprache. Ein Forschungsschwerpunkt an unserem Institut ist die Entwicklung in den böhmischen Ländern, wo Deutsch und Tschechisch seit dem 13. Jahrhundert bis zum Jahr 1945 als Amts- bzw. Landessprachen nebeneinander existierten. Insbesondere werden in diesem Kulturraum entstandene deutsche Texte der frühneuhochdeutschen Zeit (bis ca. 1650) untersucht, wobei Methoden der historischen Textlinguistik, historischen Lexikologie, Phraseologie, Phonologie und Graphematik angewandt werden. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Erarbeitung lexikographischer Hilfsmittel (historischer Wörterbücher) sowie Studien zur Onomastik (insbesondere Personennamen).
Die literaturwissenschaftliche Mediävistik konzentriert sich auf die Untersuchung literarischer Denkmäler des Mittelalters. Ein besonderer Schwerpunkt liegt an unserem Institut auf dem Hohen Mittelalter, d.h. der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als sowohl in der Epik als auch in der Lyrik (Minnesang) herausragende Werke entstanden. Im Sinne der interkulturellen Mediävistik wird gerade den tschechisch-deutschen literarischen Beziehungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und zwar sowohl aus synchroner als auch aus diachroner Sicht. Eine Schnittstelle zur neueren Literaturwissenschaft bildet das Interesse an der Rezeption mittelalterlicher Texte von der Romantik bis zur Gegenwart.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Spáčilová, Libuše (2000) Deutsche Testamente von Olmützer Bürgern. Entwicklung einer Textsorte in der Olmützer Stadtkanzlei in den Jahren 1416–1566. Wien: Praesens.
Spáčilová, Libuše (2000) Das Frühneuhochdeutsche in der Olmützer Stadtkanzlei. Eine textsortengeschichtliche Untersuchung unter linguistischem Aspekt. Germanistische Arbeiten zur Sprachgeschichte 1. Berlin: Weidler.
Spáčilová, Libuše (2004) Personennamen im Olmützer Kodex Wenzels von Iglau aus den Jahren 1430–1492. In: Iva Kratochvílová – Lenka Vaňková (Hgg.): Germanistik im Spiegel der Generationen. Festschrift für Prof. PhDr. Zdeněk Masařík, DrSc., zu seinem 75. Geburtstag. Opava, S. 26–44.
Spáčilová, Libuše (2004) Das älteste Olmützer Stadtbuch als anthroponymische Quelle. In: Hans Joachim Behr, Igor Lysový, Werner Williams (Hgg.): Germano-Bohemica. Festschrift für Václav Bok zum 65. Geburtstag. Studien zur Germanistik. Sv. 7. Hamburg: Verlag Dr. Kovač, S. 287–306.
Spáčilová, Libuše (2014) Inventare des hinterlassenen Gutes in der Olmützer Stadtkanzlei in den Jahren 1522–1702. Ein Beitrag zur historischen Textlinguistik. In: Linguistica Pragensia 2, 2014, S. 99-117.
Spáčilová, Libuše, Vladimír Spáčil & Václav Bok (2014) Glosář starší němčiny k českým pramenům. [Glossar des älteren Deutschen zu böhmischen Quellen.] Olomouc: Memoria.
Solomon, Kristýna (2007) Wolframs Parzival. Dorsts Merlin. Ein Beitrag zum Diskurs Kanonisierung literarischer Texte. In: Jürgen Struger (Hg.) Der Kanon - Perspektiven, Erweiterungen und Revisionen. Tagung österreichischer und tschechischer
Germanistinnen und Germanisten. Olmütz/ Olomouc, 20.-23.9. 2007, Wien: Praesens Verlag, 2008, S. 377-387.
Solomon, Kristýna (2013) Prolog und Epilog im Heinrichs von Freiberg "Tristan" in Bezug auf dessen Minnekonzeption. In: Brücken: Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei. Neue Folge 21,1-2, 2013, S. 11-21.
Solomon, Kristýna (2013) Minne ist ein sô swaerez spil, daz ichs niemer tar beginnen: Eine Untersuchung der weiblichen Stimme im Hohen Sang. Göppingen: Kümmerle.
Solomon, Kristýna (2016) Tristan-Romane. Zur spätmittelalterlichen Rezeption von Gottfrieds Tristan in den böhmischen Ländern. Göppingen: Kümmerle.
Die Editionswissenschaft setzt sich theoretisch und praktisch mit der Aufbereitung und Herausgabe von handschriftlichen und gedruckten historischen Quellen auseinander. An unserem Institut wurden vornehmlich deutschsprachige Texte ediert, die in den böhmischen Ländern vor 1650 entstanden sind.
Einschlägige Publikationen unserer Institutsmitarbeiter in Auswahl:
Spáčilová, Libuše & Vladimír Spáčil (2004) Památná kniha olomoucká z let 1430–1492, 1528. [Olmützer Gedenkbuch aus den Jahren 1430-1492, 1528.] Olomouc: Vydavatelství Univerzity Palackého v Olomouci.
Spáčilová, Libuše (2005) Chronik der Olmützer Bürgerfamilie Hobel (1530–1629). Olomouc: Nakladatelství Olomouc.
Spáčil, Vladimír & Libuše Spáčilová (2010) Míšeňská právní kniha. Historický kontext, jazykový rozbor, edice. / Das Meißner Rechtsbuch. Historischer Kontext, linguistische Analyse, Edition. Olomouc: Nakladatelství Olomouc.